20.12.2021
Eine neue Studie im Auftrag des Clean Intralogistics Net (CIN) bestätigt, was Brancheninsider und zahlreiche Hersteller schon länger auf dem Radar haben: Brennstoffzellen entwickeln sich immer mehr zur wirtschaftlich interessanten Antriebsalternative. Wer schon umgesattelt hat und wie sich die Variante in einem realen Lager schlägt, erfahren Sie hier.
Bereits 2013 rollten die ersten mit Wasserstoff betriebenen Gabelstapler durch das BMW-Werk in Leipzig. Der bayrische Automobilhersteller hatte in Kooperation mit u.a. der TU München und Linde Material Handling das Projekt „H2IntraDrive“ als wissenschaftlichen Praxistest ins Leben gerufen. Zum Einsatz kamen hierbei elf brennstoffzellenbetriebene Gabelstapler und Routenzüge des Herstellers Linde Material Handling. „Nachhaltigkeit hat bei BMW i oberste Priorität, das gilt für das Produkt genauso wie für die Produktion,“ betonte Werkleiter Dr. Milan Nedeljkovic bei der Übergabe der Fahrzeuge gegenüber CIN.
Stichwort: Nachhaltigkeit
Die Brennstoffzellentechnologie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Emissionen deutlich eingespart werden können. Außerdem benötigen die Flurförderzeuge eine geringe Wartung und die schnellen Ladevorgänge bringen eine neue Dynamik in die Lagerhallen. Da der Nutzen der CO2-neutralen Technologie mit der Infrastruktur steht und fällt, entstand im Rahmen des Projekts bei BMW Leipzig auch die deutschlandweit erste Hallenbetankungsanlage für Wasserstoff.
Dass Nachhaltigkeit für die Intralogistik immer wichtiger wird, kann auch Markus Weinberger, International Product Manager Energy Solutions bei Linde Material Handling, so bestätigen: „Unsere Kunden suchen nach wirtschaftlichen Lösungen, gleichzeitig spielt der CO2-Fußabdruck eine immer entscheidendere Rolle. Durch die Brennstoffzellentechnologie können wir beide Ziele gut vereinen“.
Bereit für den breiten Markt
Bereits 80 Prozent des Portfolios von Linde Material Handling kann mit Brennstoffzellen erworben werden. Dieses Angebot hat BMW wahrgenommen und im Dezember 2018, nach erfolgreicher Durchführung des Pilotprojekts, seine Flotte um 70 weitere Fahrzeuge erweitert. Damit setzt das moderne und nachhaltige Werk in Leipzig neue Maßstäbe in Europa – und zeigt, dass die in der Theorie festgehaltenen Prognosen auch in der Praxis Stand halten. Die Studie des CIN sieht ebenfalls großes Potenzial für den weiteren Ausbau und auch den Austausch von verbrennungsmotorisch angetriebenen Geräten auf elektrische Flurförderzeuge mit Brennstoffzellenantrieb – sofern der industrielle Einsatz der Technologie weiter stark gefördert wird. Bedarf gibt es vor allem bei der Wasserstoffinfrastruktur sowie bei der weiteren Entwicklung und Konstruktion der Systeme. Die USA gehen hier mit gutem Beispiel voran: Dank der intensiven Förderung der Technik gibt es dort bereits ca. 25.000 brennstoffbetriebene Flurförderzeuge, in Europa sind es bislang nur 500.